Lewin, M. 2023. “Einleitung”. In: Metaphilosophie als einheitliche Disziplin, Berlin: Springer/Metzler. https://doi.org/10.1007/978-3-662-66704-0

 

Zusammenfassung. Der Begriff „Metaphilosophie“ wird zum ersten Mal von Reinhold im Sinne einer abgeleiteten, von einer vorhergehenden Philosophie abhängigen Nachphilosophie gebraucht. Gegenwärtig versteht man darunter eine Philosophie der Philosophie. Es wird dafür plädiert, allen drei Bedeutungsdimensionen der Vorsilbe „metá-“ Rechnung zu tragen: Nachphilosophie, Mitphilosophie und Philosophiephilosophie. Keine Metaphilosophie wird der Allgemeinheit des Philosophie- und Metaphilosophiebegriffs gerecht. Das muss im Rahmen einer perspektivistischen Kritik, der Destruktion und Rekonstruktion metaphilosophischer Aussagen und Theorien, nachgewiesen werden. Dennoch ist die Metaphilosophie eine natürliche und notwendige Begleiterin der philosophischen Praxis. Ein ausdifferenziertes und perspektivistisches, zugleich auf Universalität und Inklusion ausgerichtetes Verständnis der Metaphilosophie – die der aktuellen Lage und den Anforderungen angemessene Meta-Metaphilosophie – kann sie dem Erfüllen ihres disziplinären Zwecks näherbringen.

 

1 Einleitung

 

„Dadurch ist die allgemeingeltende Logik freilich zu einem Produkt, oder Edukt, der Philosophie […] und aus einer Vorphilosophie eigentliche Nachphilosophie, Metaphilosophie, geworden“ (Reinhold 1803, 208).

 

Der Terminus „Metaphilosophie“ fällt zum ersten Mal im Jahr 1803 in den „Beiträgen zur leichteren Übersicht über die Philosophie beim Anfange des 19. Jahrhunderts“ von Karl Leonhard Reinhold und wird erst von Lazerowitz (1970) in den philosophischen Diskurs eingeführt. Reinhold gibt „Nachphilosophie“ im Sinne einer der bestehenden Philosophie nachfolgenden, abgeleiteten Philosophie mit „Metaphilosophie“ wieder. Das metá, das in Verbindung mit einem Akkusativ als zwischen, nach und hinter (vgl. Gemoll 1999, 496, Kluge 2011, 618) übersetzt wird, kann mit einem Genitiv und Dativ auch mit, inmitten, mittels, in Verbindung mit und in Gesellschaft mit bedeuten (Gemoll 1999, 496). „Metaphilosophie“ könnte auch die Bedeutung „Mitphilosophie“ oder „in Gesellschaft mit der Philosophie“ haben, als etwas, was an der Philosophie teilhat.[1] In der gegenwärtigen Verwendung des Terminus „Metaphilosophie“ sind diese beiden etymologisch-semantischen Möglichkeiten untergetaucht.

Mit „Philosophiephilosophie“ (vgl. etwa Raatzsch (2014)) oder „Philosophie der Philosophie“ (vgl. etwa Williamson (2022)) – ähnlich wie bei solchen Begriffen wie „Metamathematik“, „Metaethik“, „Metadaten“, „Metasprache“ etc. – ist „über die Philosophie“ intendiert. Was nach der philosophischen Tätigkeit kommt, ist eine Reflexion über diese Tätigkeit.[2] Wie bei der Doppelung der Sprache in „Metasprache“ und „Objektsprache“ macht in der Philosophie die „Metaphilosophie“ die „Objektphilosophie“ zum Gegenstand:

 

Philosophie als theoretische Bemühung um irgendeinen faktenkundlich bekannten Gegenstandsbereich – wie eine der verbreiteten neuzeitlichen Bestimmungen lautet – kann auch auf Philosophie angewandt werden. Es entsteht dann Ph.d.Ph. Sie untersucht Wesen, Arten, Möglichkeiten, innere Differenzierungen der Philosophie selbst und führt diese gegebenenfalls auf bestimmte Motive, Zwecke, Denkformen, Methodiken, Modelle usw. zurück (Geldsetzer 1989, 904).

 

Im Folgenden wird dafür argumentiert, dass für ein ausgereiftes Verständnis der Metaphilosophie als Disziplin alle drei Bedeutungsdimensionen in ihrem Zusammenhang begriffen werden sollen. Die Metaphilosophie ist eine Nachphilosophie, Mitphilosophie und Philosophiephilosophie.

     Dass die Metaphilosophie trotz eines bereits sehr soliden Korpus an Forschungsbeiträgen (allein an zeitgenössischen und allein schon in der Zeitschrift „Metaphilosophy“ seit 1970 mit fünf Heften pro Jahr, denn man kann „Metaphilosophie“ auch anachronistisch verwenden und auf ein riesiges Gebiet stoßen) noch nicht ganz eine allgemein anerkannte Disziplin ist – davon zeugt etwa das Fehlen eines Eintrags in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (Stand: September 2022) und in der neuesten Auflage des Metzler-Lexikons (2008), das Fehlen einer Bibliografie zur Metaphilosophie in der Online-Datenbank der deutschen Zeitschrift Information Philosophie (Stand: September 2022), kaum stattfindende einschlägige thematische Tagungen und Lehrveranstaltungen an deutschen Universitäten. Dafür kann man mehrere Gründe vermuten – insbesondere sozial-institutionelle, wie etwa Interessenkonflikte (was auch ein metaphilosophisches Thema ist: vgl. etwa Plant (2017)). Eine sehr frühe Reaktion in der deutschen Forschungslandschaft auf das Entfachen metaphilosophischer Debatten seit den 1960ern kam von Lutz Geldsetzer (1974): die Metaphilosophie solle unter dem traditionellen Namen „Metaphysik“ laufen, denn dort ist der Rahmen für Meta-Diskurse gesetzt. Aber ist nicht der Begriff der Metaphysik, allein zwischen Kant und Hegel, von Dissensen geprägt und was tun wir mit Forscherinnen, die nicht metaphysikaffin sind? Der Begriff der Metaphilosophie bricht in die philosophische Praxis wie ein Störenfried ein, eine laufende Gefahr, Chaos anzurichten – man weiß nicht, wie man ihn verstehen soll, wie man ihn einordnen soll (Metaphysik und/oder Epistemologie?), was man mit ihm anfangen soll und wie man sich zu ihm verhalten soll, scheint er doch teilweise die Grundüberzeugungen einzelner Richtungen, Strömungen und Philosophien zu hinterfragen. Das kann abstoßend wirken, denn eine Forscherin oder eine philosophische Gemeinschaft – wie Ludwik Fleck (1935) es treffend in Bezug auf die Denkkollektive bemerkte – hat ein natürliches Interesse daran, ein bestimmtes Bild von der Philosophie und die Überzeugung von der Richtigkeit der Methodenwahl nicht so einfach teilweise oder ganz preiszugeben. Dennoch stößt etwa die Hinterfragung der Bedeutung einiger Haupterrungenschaften der analytischen Philosophie von Williamson (2022), der zu einem Hardcore-Analytiker gezählt wird, auf breite Resonanz.[3]

     Zum Problem der Interessenkonflikte gehören auch einerseits der Verdacht der Metaphilosophie auf Propaganda und andererseits auf Nutzlosigkeit. Man könnte eine philosophische Verschwörungstheorie aufstellen, nach der Metaphilosophie unter dem Deckmantel einer allgemeinen Philosophie der Philosophie ein Werkzeug der analytischen Philosophie wäre – doch dieses Verständnis entspricht nicht der Wahrheit und ist längst überholt. Es stimmt zwar, dass eine Einführung in die Metaphilosophie, die sich als erste ihrer Art versteht (vgl. Overgaard et al. (2013)), beinahe vollständig auf Autorinnen aus der analytischen Tradition rekurriert, doch es gibt auch eine phänomenologische Metaphilosophie (Fraisopi (2021) und (2016)) und eine fortlaufende Historisierung des Metaphilosophiebegriffs, die sich etwa in Arbeiten zur Metaphilosophie von Kant, Fichte, Hegel, Nietzsche etc. und ihrer Relevanz niederschlägt (vgl. etwa Lewin (2021), Oesterreich und Traub (2006), Theunissen (2014), Illetterati und Miolli (2022), Loeb und Meyer (2019)). Man kann auch eine transzendentalphilosophische, spekulative, Nietzscheanische oder sogar eine offene, erkenntnistheoretisch-anarchistische (vgl. Raatzsch (2014)) und feministische Metaphilosophie (vgl. Bortolami und Miolli (2021)) entwickeln oder fortführen. Bei einer umfassenden Recherche stößt man auch auf ein Metaphilosophie-Kursbuch, das sowohl die analytische als auch andere Traditionen berücksichtigt (vgl. Baryshkov und Malkina (2010)). Es hängt also vieles von der Breite und Tiefe des Verständnisses der Metaphilosophie und der Art und Weise der Identifizierung der Themen und Probleme als metaphilosophische ab – mit Vorurteilen und Propaganda-Vorwürfen kommt man nicht weit, aber ebenso wenig mit Nutzlosigkeitseinwänden. Wenn Karl Popper untersucht, ob Fragen über die Philosophie für dringliche lebenspraktische und wissenschaftliche Angelegenheiten relevant sind, dann betreibt er Metaphilosophie. Und wenn er zum Ergebnis kommt, dass sie es nicht sind und das zum Leitfaden seines Philosophierens macht, dann widerspricht er sich selbst, denn er ist zu diesem normativen Ergebnis über den Weg des Fragens nach der Relevanz von verschiedenen Themen in der Philosophie gekommen.[4] Man findet negative und pessimistische Urteile über die Metaphilosophie und metaphilosophische Fragestellungen weit über die Forschungsliteratur verstreut (vgl. Overgaard et al. 2013, 6), etwa: metaphilosophische Themen sind in der Philosophie nicht die Interessantesten (aber wer entscheidet das?) oder Fragen nach der Methode und dem Wesen der Philosophie werden wahrscheinlich zu keinem Fortschritt in der Philosophie führen (aber wie beweist man das und was ist Fortschritt in der Philosophie?). Ryle (1953, 331) schreibt, „preoccupation with questions about methods tends to distract us from prosecuting the methods themselves. We run, as a rule, worse, not better, if we think a lot about our feet” – aber warum soll man an die Füße denken und nicht an die Laufstrategien und das Training?[5] Das sind zu vorschnelle Urteile.

     Die Gründe für die unzureichende Anerkennung der Metaphilosophie als Disziplin und die Distanzhaltung liegen in der Metaphilosophie selbst, nämlich in ihrer Praxis, die in vielen Punkten uneinheitlich ist, und in ihrem unzureichend reflektierten Selbstverständnis – in der Meta-Metaphilosophie. Die Frage, wie man sowohl deskriptiv als auch normativ zu einem besseren Bild von der Metaphilosophie gelangt, entscheidet über ihre Zukunft. Denn das Bild von der Metaphilosophie, das etwa in der ersten Einführung von Overgaard et al. (2013) gegeben wird, entspricht nicht dem tatsächlichen Umfang der Themen und der tatsächlichen Diversität in der Metaphilosophie. Dahinter verbirgt sich aber ein viel generelleres Problem: keine Metaphilosophie wird der Allgemeinheit des Philosophiebegriffs gerecht, aber auch nicht der Allgemeinheit des Metaphilosophiebegriffs – die metaphilosophische Praxis bedarf aus diesem Grund gewisser normativer Richtlinien, die etwas mit den Prinzipien der Universalität und Inklusivität zu tun haben, um als eine relevante einheitliche Disziplin auftreten zu können.

     Zu einer Disziplin gehört es, wie die Etymologie suggeriert, dass man sich diszipliniert. Die sich an einer Disziplin Beteiligenden müssen wissen, was ihre Disziplin ausmacht und welchen Regeln sie zu folgen haben. Da in der Philosophie, anders als etwa bei den meisten Sportdisziplinen, diese Regeln ungeschrieben sind und da die Metaphilosophie erst eine neue oder vielmehr neuentdeckte Disziplin im Werden ist, lohnt es sich zunächst einmal zu sehen, was da ist. Zuerst muss untersucht werden, welche Wege es gibt, wo und wie sie gegangen werden, bevor aus ihnen feste, betonierte Wege mit Richtungsweisungen werden. Zum intendierten deskriptiv und normativ besseren Verständnis der Metaphilosophie müssen drei Bedeutungsdimensionen in ihrem Zusammenhang berücksichtigt werden, die sich aus der Übersetzung der Metaphilosophie als Nachphilosophie, Mitphilosophie und Philosophiephilosophie ergeben.

     Mit Nachphilosophie ist die Abhängigkeit von Theorien von einer bestehenden (vor-)philosophischen Basis gemeint. Ein Set von Überzeugungen, das nicht komplett ausgeklammert werden kann, dient dem Philosophieren über die Philosophie als Ausgangspunkt. Philosophische Grundannahmen, Akzente und Überlegungen spiegeln sich oder reproduzieren sich auf der Ebene der metaphilosophischen Forschung. Das ist ein zentrales, sowohl Gefahren als auch Chancen bergendes Merkmal der Metaphilosophie, dem in diesem Essay die meiste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Für ein besseres Verständnis der Metaphilosophie muss nachgewiesen werden, dass alle metaphilosophischen Theorien ausnahmslos philosophisch vorbelastet sind. Niemand ist im Stande, eine allgemeingültige Metaphilosophie aufzustellen, woraus folgt, dass keine einzige Philosophin und keine einzige philosophische Epoche, Richtung oder Schule die Metaphilosophie für sich selbst beanspruchen kann. Die Metaphilosophie ist ein kollektives Unternehmen, eine Disziplin.

     Dass diese Arbeit tatsächlich der Mühe wert ist, erhellt aus einem Blick auf die vorherrschende Mentalität in der philosophischen Forschung. In ihrer vielleicht radikalsten Form äußert sie sich so:

 

Wenn also die kritische Philosophie sich als eine solche ankündigt, vor der es überall noch gar keine Philosophie gegeben habe, so tut sie nichts anders, als was alle getan haben, tun werden, ja tun müssen, die eine Philosophie nach ihrem eigenen Plane entwerfen (Kant 1797, AA 6, 207).

 

In der subtilsten Form klingt sie in den folgenden Titeln an: „The Philosophy of Philosophy“ (Williamson (2022)) – eigentlich: „Die analytische Philosophie der Philosophie“ oder „Die Philosophie der analytischen Philosophie“; ferner: „Philosophy Examined. Metaphilosophy in Philosophical Perspective“ (Rescher (2014)) – eigentlich: „Pragmatisch-kontextualistische Metaphilosophie“ oder „Die Philosophie der pragmatisch-kontextualistischen Philosophie“ (vgl. Abschn. 4.2); und: „Philosophie und Frage. Band I: Über Metaphilosophie“ (Fraisopi (2016)) – eigentlich: „Über die phänomenologische Metaphilosophie“ (vgl. Abschn. 4.3). Im Bereich dazwischen liegen solche Aussagen, wie: das Grundthema der Philosophie sei der Selbstmord, alles andere seien Spielereien (Camus, vgl. Abschn. 3.1); Philosophie als strenge Wissenschaft müsse auf die Standpunktphilosophie verzichten und auf der phänomenologischen Einstellung aufgebaut werden (Husserl, vgl. Abschn. 3.2); die Metaphysik solle aus der Philosophie verbannt werden (Carnap, vgl. Abschn. 3.3); und es soll vom Erfolg und nicht vom Fortschritt in der Philosophie gesprochen werden (Shan, vgl. Abschn. 4.1). Das Gemeinsame dieser metaphilosophischen Ansichten ist die offene oder versteckte Ausschaltung anderer Perspektiven zugunsten der eigenen – ein perfekter Gegenstand für die kritische Erkenntnistheorie des Perspektivismus (vgl. Kap. 2).

     Sowohl die implizite Metaphilosophie (Kap. 3) – also Aussagen über die Philosophie, die nicht von dem Bewusstsein begleitet sind, einen Beitrag zu metaphilosophischen Debatten zu leisten – als auch explizite metaphilosophische und meta-metaphilosophische Theorien (Kap. 4) müssen einer perspektivistischen Kritik unterzogen werden. Diese Kritik beinhaltet die Destruktion, Rekonstruktion und auswertende Projektion epistemischer Situationen, die zur Befangenheit in der Perspektive und zum Ausschalten anderer Perspektiven geführt haben. Mit diesen beiden Gegenständen der Kritik, der Befangenheit und dem Ausschalten, ist der Perspektivismus nicht nur ein geeignetes Mittel zur Analyse der „Nachphilosophie“, sondern auch der einzige Weg zum Verständnis der Metaphilosophie als einheitlicher Disziplin. Andere Projekte sind von dieser Rolle ausgeschlossen, denn sie disqualifizieren sich aufgrund der unzureichenden Reflexion über die perspektivische „Grundstruktur des Erkennens“[6].

     Die erkenntnistheoretische Basis des Essays ist eine Neuauflage eines jahrhunderte- und vielleicht auch jahrtausendealten Programms des Perspektivismus mit wichtigen Impulsen von zahlreichen Philosophinnen von Leibniz bis Michela Massimi (2022) (vgl. Kap. 2). Das Neue des hier entwickelten Verständnisses des Perspektivismus besteht in der Zurückführung der perspektivistischen Epistemologie auf ein sicheres begriffliches Fundament. Dieses Fundament wurde in der perspektivistischen Tradition nur teilweise von Kaulbach (1990) und Stegmaier (2008) angegangen. Stegmaier deutete in der „Philosophie der Orientierung“ an, dass solche zum Instrumentarium der Perspektivistin gehörenden Begriffe wie „Richtung“, „Standpunkt“, „Horizont“ und „Perspektive“ ein kohärentes Netzwerk ausmachen. Vom Standpunkt aus werden zwei Linien gegen den Horizont in eine Richtung gezogen – dasjenige, was zwischen den Linien liegt, befindet sich „in der Perspektive“ (vgl. Stegmaier 2008, 191-225). Wenn man diesen Gedanken fortführt und auch solche Konzepte wie „Aspekt“, „Kontext“, „Bereich“, „Fokus“, „Bild“, „Objekt“, „Relatum“ etc. – deren Gehalt nicht metaphorisch, sondern begriffslogisch aufzuarbeiten ist (Abschn. 2.1 und 2.2) – in ein einziges notwendiges kohärentes Modell integriert, stößt man auf eine epistemische und epistemologische Universalsprache, die eine Grundstruktur des Erkennens offenbart. Genannte und ähnliche Begriffe beschreiben Elemente der zusammenhängenden Struktur einer jeden „epistemischen Situation“ (wie: das Lesen dieser Zeilen, das Betrachten von Planeten durch ein Teleskop, das Verstehen eines Gesetzestextes, das Entwickeln einer naturwissenschaftlichen oder einer metaphilosophischen Theorie). Einzelne erkenntnistheoretische Programme, wie Relativismus, Realismus, Kontextualismus, Perspektivismus, Aspektivismus etc., fokussieren sich auf Teile des Ganzen einer begrifflichen Matrix (auf die Relationen, die Kontexte etc.) – wenn sie nicht, wie bei in diesem Essay vorgeschlagenem Verständnis des Perspektivismus, den Weg der (originalistischen und logischen) Begriffsanalyse gehen.[7] Das Wort „Perspektivismus“, welches sich aus der Vorsilbe „per-“ (durch), dem Wortstamm „spek“ (sehen), dem Resultat einer Metathesis aus „skep“ (Skeptizismus), und der Endung „-ismus“ (aus altgr. „-izein“, ein iterierender Akt) zusammensetzt, drückt das zentrale Anliegen des Erkennens aus. Der Hauptzweck der Erkenntnisakte ist nicht ein Herumspähen (Skeptizismus), eine Suche nach Realem, nach Kontexten oder Relationen, sondern das erkennende Durchdringen eines Gegenstandes, der Versuch, ihn transparent zu machen. Dieser gelingt gerade wegen der die epistemische Agentin bestimmenden Faktoren wie Kontexte, Aspekte, Relationen, Horizonte (aus altgr. horízōn, „begrenzender Kreis“) etc. nur teilweise. Der Perspektivismus ist nach diesem universalsprachlichen Verständnis fast ein Synonym für „Erkenntnistheorie“.

     Das analytische Potential (Abschn. 2.3) des epistemologischen Programms des Perspektivismus ist insbesondere dann gefragt, wenn die Befangenheit in der Perspektive (ein Schlummern, eine tiefe Immersion) zu ungerechtfertigten Einseitigkeiten führt. Im größeren Rahmen mag diese für verheerende Übel auf der Erde verantwortlich gemacht werden können (vgl. Gebser (1949)), im Kleinen führt sie zu philosophisch vorbelasteten metaphilosophischen Aussagen. Zur Rekonstruktion der epistemischen Situationen der über die Philosophie Philosophierenden muss nicht immer auf die komplette Matrix zurückgegriffen werden – es reicht oft nur auf einen Teil hinzuweisen, das für Probleme sorgt. So besteht etwa das Problem bei Husserl („phänomenologische Einstellung“) in der Einordnung des Begriffs der Einstellung und bei Shan („Erfolge anstelle von Fortschritt“) in der Unvollständigkeit der Erfassung der Elemente der epistemischen Situation. Das sind Beispiele für Punkte, die durch die Beschäftigung mit dem Perspektivismus vermieden werden könnten. Der Katalog von den im Laufe des Essays erkannten Problemen könnte wie folgt aussehen: (1) Überbewertung und Befangenheit (der Allgemeinheit nicht gerecht werdende Perspektive), (2) fehlende Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeit der perspektivischen Reziprozität (ein wechselseitiges Bedingungsverhältnis zwischen den Faktoren einer epistemischen Situation und dem Gegenstand der Erkenntnis), (3) Unterbestimmung der epistemischen Situation, (4) zu wenige perspektivische Unterscheidungen (wo sie wirklich nötig sind).

     Die perspektivistische Kritik an nachphilosophischen Aussagen ist dem Hauptzweck des Essays untergeordnet, nämlich zu zeigen, dass die Metaphilosophie auch eine Mitphilosophie und Philosophiephilosophie ist und sein soll (vgl. Kap. 5). Die Nachphilosophie ist nicht nur ein Problem, das entsteht, wenn man einmal über die Philosophie philosophiert. Sie ist eine natürliche Begleiterin der philosophischen Tätigkeit: „after all, no philosopher is a metaphilosophical tabula rasa“ (Plant 2012, 586) – „philosophy is inherently metaphilosophical—[…] our substantive, everyday philosophical practice hinges on largely unquestioned metaphilosophical judgements and evaluations” (Plant 2012, 587; vgl. auch Nozick 1981, 19, Raatzsch 2014, 55-56, Theunissen 2014, 112-114 und Minkin (2021)). Die philosophische Tätigkeit setzt ein (vorläufiges) Bild von der Philosophie voraus und vice versa: ein bestimmtes Bild von der Philosophie bestimmt die Praxis der Philosophin. Diesen Spezialfall der allgemeinen epistemischen Gesetzmäßigkeit „perspektivische Reziprozität“ kann man als „metaphilosophische Reziprozität“ (vgl. auch Lewin 2021, 293-296) festhalten. Die Metaphilosophie ist auch eine Mitphilosophie (vgl. Abschn. 5.1). Diese Einsicht hat zahlreiche Konsequenzen. Zum einen rechtfertigt sie die Beschäftigung mit der Metaphilosophie – über die bewusste Auseinandersetzung mit dem Bild von der Philosophie lässt sich ein nachdrücklicher Einfluss auf die Qualität der philosophischen Praxis erwarten. Zum anderen kann sie eine Grundlage für die Forderung nach einer zugleich einheitlichen und ausdifferenzierten Disziplin bilden, welche der Diversität der philosophischen Ansätze und mit ihnen zusammenhängenden Metaphilosophien genügend Rechnung trägt. Unter „Einheitlichkeit“ ist die disziplinäre Einheitlichkeit gemeint, d.h. keine Homogenität oder Uniformität in Forschungsresultaten und Methoden, sondern ein zugleich auf Universalität und Inklusion ausgerichtetes und perspektivistisch reflektiertes Verständnis der Disziplin, ihres Hauptzwecks und der Regeln. Damit soll sichergestellt werden, dass die Disziplin an keine philosophische Forschungspersönlichkeit oder Richtung verschenkt wird und es zu kooperativen Bemühungen um ein bestmögliches Bild von der Philosophie und ihrer Praxis kommt.

     Dass diese Einheit trotz Differenzen in gewisser Form und bis zu einem gewissen Grad faktisch schon gegeben ist – davon zeugen die Expositionen des Begriffs der Metaphilosophie, bestehende Diskursformationen und die Einordnung der Metaphilosophie (vgl. Abschn. 5.2). Während man in der Philosophie alles Mögliche (und Unmögliche) thematisieren kann und in Schwierigkeiten gerät, das Gemeinsame dieser Themen zu entdecken, besteht in der Metaphilosophie ein weitgehender Konsens über den Gegenstandsbereich: die Metaphilosophie thematisiert die Philosophie. Wenn die Metaphilosophie als Mitphilosophie immer schon eine Begleiterin der Philosophie war, dann ist die Vermutung einer Kontinuität zwischen impliziten und expliziten Diskursformationen (entsprechend der Gliederung nach Kap. 3 und 4) sehr begründet. Die Frage „Wie verhält sich die Geschichte der Philosophie zur Philosophie?“ wird sowohl von Kant (vgl. Lewin 2022, 343-344) als auch von Williamson (vgl. 2018, 98-110) und Rescher (vgl. 2014, 211-220 und 2021, 5-7) aufgeworfen. Die Struktur der metaphilosophischen Diskursformationen (entsprechend dem Kap. 4) besteht aus (1) metaphilosophischen Einzelfragen (Was ist Philosophie? Wie ist Fortschritt in der Philosophie denkbar? Welche Rolle spielen die Gedankenexperimente in der Philosophie? Ist die Logik der philosophischen Forschung rational rekonstruierbar?), (2) systematischer Metaphilosophie (Beantwortung von Einzelfragen in einer systematischen (analytischen, pragmatischen, phänomenologischen etc.) Perspektive) und (3) Meta-Metaphilosophie. Aber auch unterschiedliche Äußerungsformen der Philosophie (akademische, alltägliche, künstlerische, technische etc.) und unterschiedliche Richtungen fördern Diskurse über die Philosophie. Dabei scheint sich auch ein gewisses Abgrenzungskriterium durchzusetzen.  Die Metaphilosophie ist keine Superdisziplin – sie kann nicht alle erkenntnistheoretischen, logischen, ethischen, ästhetischen etc. Probleme lösen: dazu sind einzelne philosophische Disziplinen zuständig. Das Abgrenzungskriterium kann man wie folgt formulieren: Eine Überlegung ist genau dann metaphilosophisch, wenn die Autorin einen Bezug zum allgemeinen Verständnis der Philosophie und ihren Methoden intendiert hat – oder zumindest, wenn sich ihr das im Zuge einer Interpretationsleistung zuschreiben lässt. „Mitphilosophie“ bedeutet nicht, dass der Begriff der Metaphilosophie verwässert werden und mit der Philosophie in eins fallen soll.

     Mit „Mitphilosophie“ ist auch eine ideal-reale Kommunikationsgemeinschaft gemeint, die im Austausch miteinander Wissen über die Philosophie generieren will – und in diesem Punkt gibt es noch mehr ungenutztes Potential. Es betrifft die Kriterien Universalität und Inklusivität (Abschn. 5.3). Während Kant, Camus, Husserl und Carnap mit aller Deutlichkeit auf die Allgemeingültigkeit ihrer metaphilosophischen Ansichten bestanden, findet man in der zeitgenössischen Forschung scheinbar etwas mehr Zurückhaltung, oder vielmehr: keine expliziten Hinweise über den Anspruch auf die Universalität der Theorien. Die Metaphilosophinnen lassen uns, was diesen Punkt angeht, im Dunkeln. Stellen sie metaphilosophische Theorien auf, die für die gesamte Gemeinschaft der Philosophierenden gültig sein sollen, oder nur für einen Teil? Da z.B. zwischen den Vertretern der analytischen, pragmatischen und phänomenologischen Metaphilosophie (Williamson, Rescher und Fraisopi) kein direkter Austausch stattfindet, könnte man eher das Letztere vermuten. Zugleich findet man aber Anzeichen für Gesprächsbereitschaft: Williamson (vgl. 2022, 16) gibt an, dass der „conceptual turn“ auch in der Phänomenologie stattgefunden haben mag, Rescher (vgl. 2021, 156-186) entwickelt ein Zwei-Ebenen-Modell, das Toleranz gegenüber Andersdenkenden fordert und Fraisopi (vgl. 2016, 24, Fn. 18) bekundet Offenheit gegenüber anderen Vorgehensweisen als der deskriptiven Methode der Phänomenologie.

     Das zutiefst Gemeinsame der metaphilosophischen Forschung, der nachphilosophischen und mitphilosophischen Dimension, ist der Zweck: die Philosophiephilosophie. Diesen Zweck sollte die Metaphilosophie in den Vordergrund stellen – es bedarf einer Kopernikanischen Revolution in der Metaphilosophie. Die einzelnen philosophischen Hintergründe sollen zum diversen und ausdifferenzierten Bild von der Philosophie führen – und nicht bloß zu ihrer Reduplikation auf metaphilosophischer Ebene. Die philosophieorientierte Metaphilosophie kann damit sowohl die Universalität als auch die Inklusivität integrieren. Die Metaphilosophinnen sollten die Idee eines im Vorhinein auf Interperspektivität ausgerichteten Diskurses zum explorativen und normativen Leitfaden ihrer Untersuchungen machen, d.h. beim Einbringen von Antwortmöglichkeiten auf metaphilosophische Fragen zugleich auf die Beschränktheit ihrer standpunkt-, richtungs-, blickwinkel-, horizont- und anderer faktorengebundener Perspektive reflektieren und Anschluss- sowie Kooperationsmöglichkeiten zu anderen Projekten, Richtungen, Schulen und Traditionen erwägen. Ähnliche Gedanken stecken hinter dem Begriff „Interdisziplinarität“ und können in der Philosophie etwa mit intraphilosophischer Interperspektivität zum Ausdruck gebracht werden.

     Dieses Essay bringt vielseitigen Nutzen für die Leserin – sowohl eine Einführung in den Perspektivismus als auch in die Metaphilosophie. Ein besseres Verständnis beider führt, so die Grundthese des Essays, zur besseren metaphilosophischen und philosophischen Praxis. Das Gesetz der metaphilosophischen Reziprozität greift nicht nur zwischen den von Rescher unterschiedenen Ebenen der Philosophie und der Metaphilosophie, sondern auch zwischen der Metaphilosophie und der Meta-Metaphilosophie. Reschers Zwei-Ebenen-Modell muss, wie am Ende des Essays vorgeschlagen wird, zu einem Drei-Ebenen-Modell erweitert werden. Die philosophische Praxis klingt nicht nur in der Metaphilosophie und der Meta-Metaphilosophie an, sondern kann auch durch die Meta-Metaphilosophie und Metaphilosophie beeinflusst und verbessert werden.

 

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Theunissen, Brendan. 2014. Hegels Phänomenologie als metaphilosophische Theorie. Hegel und das Problem der Vielfalt der philosophischen Theorien. Eine Studie zur systemexternen Rechtfertigungsfunktion der Phänomenologie des Geistes. Hamburg: Meiner. https://doi.org/10.28937/978-3-7873-2720-1.

Volbers, Jörg. 2019. Perspektivität ist kein „Käfig“. Eine kurze Einführung in den Schwerpunkt. In Allgemeine Zeitschrift für Philosophie 44:3, 241-249. https://doi.org/10.5771/0340-7969-2019-3.

Williamson, Timothy. 2022. The Philosophy of Philosophy. Second Edition. Hoboken and Chichester: Wiley-Blackwell.

Williamson, Timothy. 2018. Doing Philosophy: From Common Curiosity to Logical Reasoning. Oxford: Oxford University Press.

[1] Auch in Verbindung mit Verben kann „metá“ „mit“ bedeuten, etwa bei „metadídomi“ („dídomi“ = geben, „metadídomi“ = mitteilen, teilnehmen lassen, einen Teil von etwas geben (vgl. ibid., 497). Metaphilosophieren könnte auch mitphilosophieren bedeuten.

[2] Eine „Überphilosophie“ als eine höherrangige, autonome, von der Philosophie abgehobene Ebene (analog zu Begriffen wie „Metamusik“, „Metamanagement“ oder „metahuman“) ist, soweit es mir bekannt ist, von keiner Metaphilosophin intendiert. Auf solchem Verständnis des Begriffs „Metaphilosophie“ basierender Einwand gegen die metaphilosophische Disziplin, wie etwa von Ostritsch (2011) versucht, gehörte zur Klasse der Strohmann-Argumente.  

[3] Vgl. allein die zahlreichen Antworten auf Kommentare in der zweiten Auflage von „The Philosophy of Philosophy“ (ibid., 313-597).

[4] Vgl. Popper 1968, 66. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommen Overgaard et al. 2013, 5-8: „Popper takes a particular metaphilosophy for granted.“

[5] Williamsons Bemerkung kann als eine direkte Antwort auf Ryle gelesen werden: “Philosophizing is not like riding a bicycle, best done without thinking about it – or rather: the best cyclists surely do think about what they are doing” (Williamson 2022, 10).

[6] Dass es eine solche Struktur gibt, die der Perspektivismus offenbart, stimme ich Asmuth und Landenne (2018) sowie Volbers (2019) zu. Der Weg zu ihr führt aber über die noch nicht geleistete Analyse des Netzwerks der perspektivistischen Begriffe, die Elemente einer epistemischen Situation bezeichnen.

[7] Im Abschn. 2.1 werden Grundzüge der Methode der originalistischen Begriffsanalyse skizziert – sie zielt auf die Exposition der Bausteine des ursprünglichen und logischen Gehalts eines Begriffs bei seiner Entstehung.